Sportlicher Werdegang

Sportlicher Werdegang

25 Jahre ganz im Sinne des Radsports

Vom jungen Talent zur Kunstrad-Oma

Wie alles begann…

Im Alter von 8 ½ Jahren kam ich über meine Patentante zum Kunstradsport. An einem Nachmittag besuchte ich das Kunstrad-Training beim RV Adler Mönchengladbach Neuwerk. Hier fand ich aber eigentlich alles doof und wollte mich beim besten Willen nicht mit diesem Drahtesel anfreunden. Somit hatte sich zunächst das Thema Kunstradsport erledigt, doch irgendwann ereilte mich große Langeweile und ich beschloss, ein weiteres Mal die Kunstradfahrer in Neuwerk aufzusuchen. Seit diesem Zeitpunkt klebe ich nun an diesem Kunstrad und trainierte in den ersten Jahren unregelmäßig und nur sehr spärlich. Zunächst fuhr ich neben dem 1er und 2er Kunstfahren auch 4er und 6er, entschied mich dann aber nach der Schülerklasse nur noch 1er zu fahren. Mein Vater musste damals auf Grund der anstehenden Fahrten zu den Wettkämpfen auch endlich den Autoführerschein machen - bislang kamen wir mit dem Fahrrad zurecht, aber das ging nun nicht mehr…

Meinen ersten Wettkampf fuhr ich am 19. Oktober 1985 und landete mit 202,50 Punkten auf dem 4. Platz. Bereits in den ersten Jahren wurde ich im 1er Bezirksmeisterin und nach wenigen Jahren Landesmeisterin von NRW. 1989 qualifizierte ich mich bei der Landesmeisterschaft in Lemgo erstmals für die Deutsche Meisterschaft. Bei der DM in Moers patzte ich zwar beim 1fachen Drehsprung, dennoch gelang mir eine sensationelle Aufholjagd. Von Platz 18 gestartet landete ich am Ende auf einem hervorragenden 8. Platz und somit in den Top Ten. Ein Jahr später erreichte ich bei der DM in Neu Anspach dann schon einen guten 5 Platz. Im letzten Jahr der Schülerinnenklasse zahlte sich der Trainingsfleiß aus und ich wurde 1991 Deutsche Vizemeisterin. Hier wäre sicherlich auch mehr drin gewesen, doch hatten die Kampfrichter etwas dagegen, dass jemand aus NRW ganz oben steht. Die Deutsche Meisterin Anja Zöller aus Bayern besiegte mich nur dieses eine Mal und beendete nach diesem Jahr ihre Kunstradkarriere. Mir blieb also der Vizetitel und für viele war ich bei dieser DM in Korbach die Deutsche Meisterin der Herzen. Aber auch im 2er und 4er/6er Mannschaftsfahren gehörten wir in der Schülerklasse ebenfalls zu den 10 besten Kunstradfahrerinnen in Deutschland. Die D-Kader-Maßnahmen in Büttgen zählen aus dieser Zeit mit Sicherheit zu den Highlights. Hier haben wir so manchen Schabernack getrieben und in der kleinen Turnhalle schaffte ich erstmals den Übergang in den Steuerrohrsteiger. Auch mein erster Länderkampf gegen die Niederlande war ein großes Erlebnis für mich.

Nationalkader und zwei Deutsche-Vizetitel…

Nach der Schülerklasse wechselte ich dann zu den Kunstradfahrern nach Krefeld. In meinem ersten Jahr in der Juniorenklasse konnte ich meine bisherige Leistung bestätigen und mich dank guter Ergebnisse in den C-Kader fahren und gehörte somit fortan der Junioren-Nationalmannschaft des BDR an. Trainiert wurde hier unter der Leitung des damaligen Bundestrainers Heinz Pfeiffer, bevor später Heike Marklein das Ruder übernahm. Neben mehreren Landesmeistertiteln und Länderkampfeinsätzen, unter anderem gegen die Schweiz, Österreich, Tschechien, Belgien und Holland, wurde ich 1994 in Alsdorf mit einer guten Leistung überraschend Deutsche Vizemeisterin. 1995 in Rimpar konnte ich diesen Erfolg wiederholen und mir erneut den Titel als Deutsche Vizemeisterin sichern. Ein schwaches Nervenkostüm und ein paar Nicklichkeiten im letzen Juniorinnenjahr brachten eine nicht ganz optimale EM-Qualifikation und zerstörten meinen Traum von einem Start bei den Junioren-Europameisterschaften in Oelde. Hier musste ich dann als Ersatzfahrerin meinen Kaderkolleginnen die Daumen drücken. 1994 absolvierte ich auch schon meine C-Trainerausbildung, die ich im Frühjahr 1995 erfolgreich abschloss. Von nun an betreute ich als Co-Trainerin unseren NRW-Kader.

Höhen und Tiefen in der Elite

In der Eliteklasse lief es zunächst noch recht gut. Ich schaffte den direkten Anschluss in den B-Kader und gehörte zu den fünf besten deutschen Fahrerinnen. Leider kam meine sportliche Laufbahn dann durch private Probleme etwas aus dem Gleichgewicht, was sich jedoch auf Landesverbandsebene nicht auswirkte. Die Leistung reichte jedoch bald nicht mehr für die Nationalmannschaft, doch ich blieb dicht daran. Nach zwei weniger guten Jahren schaffte ich 1999 wieder den Anschluss an die Spitze und fuhr mich mit guten Leistungen im Jahr 2000 und einem dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften in Oberursel wieder in den Nationalkader. Eigentlich wäre dies ein schöner Zeitpunkt zum aufhören gewesen, doch daran wurde kein Gedanke verschwendet. Auch meine erste Tour mit dem VfH Worms nach Ungarn wird in guter Erinnerung bleiben. Im Februar 2001 erlitt ich dann einen Bandscheibenvorfall und sämtliche Ärzte waren der Meinung, ich müsste das Rad an den Nagel hängen. Ohne Training schaffte ich es trotzdem, mir den Landesmeistertitel in Oberaußem zu holen und mich für die DM zu qualifizieren. Dennoch erlitt ich 2001 immer wieder Rückfälle und zwei Wochen vor der DM kam dann der nächste Bandscheibenvorfall. Ich versuchte durch Krankengymnastik und Spritzen die DM zu fahren, doch nach wenigen Minuten brach ich mit meiner Kür zusammen und konnte das Jahr 2001 abhaken. Dennoch konnte ich meinen Kaderplatz halten und durch ein spezielles Aufbautraining habe ich es geschafft meinen Rücken zu stabilisieren. Im Jahr 2001 absolvierte ich außerdem meine B-Trainerausbildung in Tailfingen. 2002 war dann ein recht erfolgreiches Jahr. Bei den German Masters verpasste ich zwar zweimal knapp das Finale, doch im dritten Anlauf hatte ich das bisschen Glück, was bislang fehlte, auf meiner Seite. In dieser Saison war es dennoch meist der undankbare vierte Platz. Auch bei der Deutschen Meisterschaft in Denzlingen, trennten mich nur ganze 3 Hundertstel von der Bronzemedaille. Einen weiteren Landesmeistertitel holte ich zu Beginn der Saison 2003, in der ich auch weiterhin der Nationalmannschaft angehörte. Auch die Fahrt nach Ungarn zu den dortigen Meisterschaften durfte in diesem Jahr nicht fehlen. Alles in allem war die Saison wechselhaft aber mit dem 5. Platz bei der DM in Bürstadt und einem 2. Platz in der UCI-Weltrangliste zufriedenstellend. Auch die Einladung zum Schaufahren im spanischen Calella war zu Pfingsten eine gelungene Abwechslung und ein netter Kurzurlaub mit tollen Erlebnissen. Die Saison 2004 war dann eher als schwächere Saison zu bezeichnen. Ich holte zwar wieder mal den Landesmeistertitel und einige erste Plätze im Ausland, aber nach der Sommerpause war ich nicht wirklich fit. In Glauchau bei der DM passte dann im Umfeld gar nichts mehr und somit landete mein Ergebnis im Keller und ich musste mich nach schlafloser Nacht mit Rang 8 abfinden. Es wäre ganz klar mehr drin gewesen, aber es hat nicht sollen sein. Mit dieser Leistung verabschiedete ich mich auch aus dem Nationalkader, worüber ich nach dieser Saison auch irgendwie etwas erleichtert war, da hier die Zusammenarbeit nicht richtig funktionierte. Die Ausflüge zu den Wettkämpfen und Trainingscamps in die Ukraine, HongKong und Macau in diesem Jahr halte ich in positiver Erinnerung. 2005 sicherte ich mir zu Beginn der Saison den Sieg im niederländischen Heerlen beim DIAC 2005 und gewann den Ehrenpreis der UCI für die beste Performance. In Frankfurt legte ich die Prüfung zur A-Trainerin ab und wurde zur stellvertretenden Jugendleiterin von NRW gewählt. Zahlreiche Siege u. a. in Ungarn, Belgien und Frankreich folgten. Nur leider half das wenig, denn die zum Jahresende ausgestellte Weltrangliste zeigte ein falsches Bild. Nach diversen Berechnungen hätte ich hier vorne stehen sollen, aber Fehlanzeige. Laut UCI landete ich auf einem dritten Platz. Die DM in Bad Salzuflen verlief trotz Erkältung zufriedenstellend.

Heimvorteil wurde zum Super-GAU

2006 fällt mir vor allem unsere Odyssee in die Ukraine ein. Hier verbrachten wir zunächst Stunden am Flughafen Budapest, da uns die Ungarn vergessen hatten. In Heerlen holte ich erneut den UCI-Preis sowie den Landesmeistertitel in Augustdorf. Außerdem erlebten wir auch eine supercoole Ferienmaßnahme in Kiefersfelden. Das Angebot aus den USA zum Schaufahren in Boston war toll, aber wegen der Saison im September konnte ich es leider nicht annehmen. Die DM-Qualifikation schaffte ich bei der 1. German Masters problemlos und kam auch immer besser in Form. Saisonhöhepunkt und eventuelles Karriereende sollte die DM in der Heimat sein, doch in der Gladbacher Jahnhalle verlief leider gar nichts nach Plan. Schon in den Tagen vor der DM fühlte ich mich unwohl und spürte, das alles was eigentlich zuvor von mir perfekt organisiert war, nicht die erhoffte Ruhe für mich brachte. Bereits mittwochs konnte ich keine 2 Meter mehr gehen, ohne von irgendwelchen Leuten auf die DM, mein Befinden oder Sonstiges mit der DM in Verbindung stehende angequatscht zu werden. Eigentlich dachte ich, würde mich das kalt lassen, aber leider muss ich im Nachhinein sagen, dass genau das Gegenteil der Fall war. Ich hatte plötzlich Angst vor mir selbst und wollte so bestimmt nicht auf die Wettkampffläche. Was dann passierte, möchte ich nicht weiter schildern, es war ein Super-GAU und auf jeden Fall einer der schlimmsten Tage in meinem Leben. Mein Ergebnis reichte immerhin noch, um unter die Top 10 zu kommen. So schnell wurde ein Heimvorteil zum Nachteil, aber es hatte ja auch noch etwas Gutes. Ich blieb somit dem Kunstradsport noch weiter erhalten, denn so wollte ich mich nicht von der großen Bühne verabschieden. Das Jahr 2007 begann mit guten Ergebnissen. Bereits beim DIAC in Heerlen konnte ich mit 2 guten Durchgängen glänzen und mir neben dem Sieg in der Frauenklasse sogar den Ehrenpreis für die beste Darbietung des Wettkampfes einfahren. In Schiefbahn konnte ich mit einem guten Ergebnis von über 320 Punkten Landesmeisterin werden. Bei den Hungary Open holte ich den 1. Platz bei den offenen ungarischen Meisterschaften. Zu der 1. German Masters gab es dann aber direkt einen Schock. Beim Einfahren hatte ich mir den Rücken verknackst und konnte mich kaum noch bewegen. Dennoch wollte ich die Chance nutzen, mich bereits vorzeitig für die DM zu qualifizieren. Man glaubt es kaum, aber es hat geklappt und am gleichen Tag sicherte ich mir mit schmerzverzerrtem Gesicht auch noch den Tagessieg in Belgien. In den nächsten Tagen musste ich dann meine Rückenprobleme in den Griff kriegen, bevor ich beim Deutschland-Cup mit dem Kampfgericht zu kämpfen hatte. An diesem Tag war ich quasi Siegerin der Herzen, ein Sieg war mir nicht gegönnt. Corinna Hein erlebte einen rabenschwarzen Tag und so schwankte Corinnas Ergebnis immer über bzw. unter meiner Punktzahl. Am Ende hat es dann doch nicht sollen sein...

Mit Wut im Bauch ging es dann zur DM, meiner letzten DM?! Hier sollte mir dann das fehlende Glück vom Deutschland-Cup endlich zufliegen, aber was soll ich sagen, das Glück hat auch hier sein Ziel verfehlt. Eigentlich war es ein gutes Programm, aber unbegreifliche Punktabzüge ließen mich nur meinen Startplatz halten. Unbegreiflich, das sagte jeder, der den Wettkampf der 1er Frauen verfolgt hatte. Die Jahre 2008 (mit der Einführung des neuen Reglements) und 2009 lassen sich kurz zusammenfassen. Die Landesmeistertitel in den beiden Jahren waren selbstverständlich, doch bei der DM in Ludwigshafen erlitt ich bei einem Trainingssturz erneut Rückenprobleme und konnte nur durch eine Spritze überhaupt an den Start gehen. Dies reichte dann für einen Platz unter den besten zehn und eigentlich auch für den Nationalkader, aber eine „Kader-Oma“ wollte man nicht haben… Witzig war beim DIAC 2008 in Heerlen, dem ersten Wettkampf unter dem neuen Reglement, dass ich hier direkt die Computerwertung lahm legte. Da ich aus meinem 4fachen Drehsprung gleich einen 5fachen machte, kam das System auf unserer Fahrfläche zum Erliegen, da niemand damit gerechnet hatte. Zum Saisonende wechselte ich dann wieder zu den Adlern aus Neuwerk, um meine sportliche Laufbahn dort zu beenden, wo alles angefangen hatte.

Bei der DM 2009 in Herzogenrath sollte dann endgültig Schluss sein, doch auch hier stimmte im Vorfeld wieder einiges nicht und ich landete mit Platz 13 am Ende erstmals nicht unter den besten Zehn bei einer DM. So kann man also auch nicht aufhören…

Ach ja, 2er fahr ich seit dieser Saison nun auch. Mit Stephan Küpper konnte ich beim Deutschland-Cup in Schwanewede auf den dritten Platz vorfahren. Bei der DM in Herzogenrath lief es dann leider nicht so gut und wir verpassten mit Platz 5 knapp das Finale.

Das große Finale 2010

2010 landete ich bei der Landesmeisterschaft mit 155,87 Punkten eine neue Bestleistung in eigener Halle. Hier sollte Schluss sein, doch dank der Leistung sagten viele Stimmen ich solle die Saison noch zu Ende fahren. Nach einem Trainingssturz in Velbert zum Ende der Sommerferien sah es dann zunächst gar nicht gut aus. Bewusstlosigkeit, Prellungen an der ganzen linken Körperseite, Bänderanriss in der Schulter... Doch dank meiner Physiotherapeutin Claudia Kettler wurde ich rechtzeitig fit und sicherte mir beim Deutschlandcup in Frohnlach den zweiten Platz. Im 2er wurden wir überraschend Dritte und schafften ebenfalls die Qualifikation zur DM. Bei der chaotischen DM in Hamburg wollte ich dann alles zu perfekt machen und musste unter anderem, wie bei meiner ersten DM, beim Drehsprung bereits vom Rad. Am Ende konnte ich meinen 7. Platz halten und doch erfolgreich auf eine letzte 1er-Saison zurückblicken. Mit dieser Hamburg-Fahrt schließt sich somit nach 25 Jahren der Kreis nicht nur was den Radsport betrifft. Ihr erinnert euch bestimmt noch an den Anfang, dass mein Vater den Autoführerschein für den Radsport gemacht hat. Bei unserer letzten Fahrt hat es uns dann auch erwischt. Ein nettes Fotos ist uns ins Haus geflattert. Wir hatten es bei unserer letzten Tour wohl etwas zu eilig…

Fazit: Wenn ich die Wahl hätte, würde ich alles noch mal so machen, vielleicht die ein oder andere Aktion kontrollierter angehen und öfters einen kühlen Kopf bewahren. Aber all diese Jahre möchte ich nicht missen und auch die zahlreichen Freundschaften, die hier entstanden sind, nicht. Diese 25 Jahre ohne Kunstradsport wären verdammt langweilig gewesen, zu schön waren all die vielen Erlebnisse, Reisen, Abenteuer, Wettkämpfe… Naja, dem Kunstradsport bleibe ich natürlich in diversen Positionen auch in Zukunft weiter erhalten und freue mich auf viele weitere Abenteuer…

 

Hier gibt es auch Fotos von meiner Abschiedsgala zu sehen...